Director’s Statement

„Schnupfen im Kopf“ ist eine experimentelle Langzeitbeobachtung. Sie begleitet meinen Versuch wieder zum „normalen“ Leben zurückzukehren. Indem ich mich dem Film als Prozess aussetze, erlaube ich einen direkten Einblick in das Ringen mit der Diagnose und der Stigmatisierung, die ich erfahren habe.

Das Experiment in Form und Inhalt ergibt sich aus meiner Arbeitsweise, die auf umfassendem Sammeln und behutsamem Vortasten beruht. Mit einem ausgiebigen Materialarchiv auf Mini DV, das subjektiv ausgerichtet ist, gehe ich an das Thema heran. Auch meine früheren Filme geben Auskunft über mich und meine Position und Situation.

Die Arbeit an dem Projekt hat im Sommer 2001 begonnen, seit dem Frühjahr 2002 entstand das DV Materialarchiv aus den Selbstinterviews und Gesprächen sowie den Videobriefen von meiner Familie und Freunden. Meine Selbstinterviews funktionieren nach dem „Zwiebelschälprinzip“: hierbei gerate ich von Lage zu Lage zu einem neuen Wissenstand.

Ich bin kein Anhänger des esoterischen Modeglaubens, dass der bewusstseinserweiternde Aspekt psychotischen Erlebens geheime Weisheiten berge und da die Schamanen in anderen Kulturen so sehr verehrt würden, warum also die Psychotiker nicht bei uns?

Mit dem gesunden Abstand von mehreren Jahren seit meiner letzten Krise wird mir deutlich: Was mir passiert ist, ist nicht nur individuell relevant. Es zeigt auf, an welchen Stellen die Emanzipation von der Stigmatisierung durch die Krankheit stattfinden kann. In diesem sehr persönlichen Dokumentarfilm ist meine Geschichte gleichzeitig Anlass und Beispiel – sie ist der Einstieg in eine Diskussion und erzählt mit filmischen Mitteln das Abenteuer sich der psychischen Erkrankung zu stellen bis zum Wiedererreichen der Normalität.

Die treibende Kraft des Projekts ist die einzigartige Perspektive, die aus der Kombination meiner Position als Filmemacherin und Betroffene entsteht. Ich kann mein Handwerk nutzen, um einen ganz eigenen Einblick in die Welt des psychotischen Leidens spürbar zu machen. Der subjektive Zugang zum Thema erscheint mir hier notwendig, auch wenn es mir anfänglich schwer gefallen ist mich zu „outen“.

Gamma Bak